Seit fünf Jahren sind Finanztechnologie-Unternehmen, kurz Fintechs, dabei, den weltweiten Börsenhandel zu demokratisieren, das heißt, so vielen Menschen wie möglich einen Zugang zur Börse zu bieten. Die Fintechs setzen dabei nicht nur auf Digitalisierung, sondern bringen auch zum Teil mit eigenen Finanzprodukten mehr Abwechslung in die Investitionslandschaft.
Fintechs treiben durch Innovationen Banken vor sich her
Dass sich die Bankenbranche lange Zeit der Digitalisierung verweigert hat, rächt sich mittlerweile ernsthaft. Denn den großen Kreditinstituten fällt es immer schwerer, mit technischen Trends Schritt zu halten.
Fintechs, die sich schon seit ihrer Gründung der stetigen Weiterentwicklung ihrer digitalen Plattformen und Technologien verschrieben haben, fällt es dagegen leicht, sich Trends anzupassen und in ihre Anwendungen zu integrieren.
Daher sind vor allem im Investmentbereich die Produkte der Fintechs im Lauf der letzten Jahre zu einer ernsthaften Bankenkonkurrenz herangewachsen. Mit Neobroker-Apps wollen Fintechs ihren Kunden einen möglichst bequemen Zugang zum Handel mit Wertpapieren anbieten.
Wie Fintechs den Wertpapierhandel für Kunden attraktiver gestalten
Die Neobroker-Apps glänzen dabei nicht nur durch Übersichtlichkeit und eine einfache Bedienung, sondern der Wertpapierhandel ist auch um einiges günstiger als bei herkömmlichen Banken. So ist die Depotführung standardmäßig bei den allermeisten Neobrokern kostenlos. Die Ordergebühren bewegen sich ebenfalls in einem deutlich niedrigeren Rahmen als bei Banken. Manche Neobroker verzichten sogar ganz auf die Erhebung von Ordergebühren, wodurch sie besonders für Anleger mit einer hohen täglichen Orderfrequenz eine Alternative darstellen.
Handelbar sind bei den meisten Neobrokern Aktien, Fonds, ETFs und Derivate (Optionsscheine, CFDs, Zertifikate) in unterschiedlich großem Umfang – je nachdem mit welchen Börsenplätzen die Fintechs kooperieren, zu denen sie die Orders der Kunden vermitteln.
Manche Fintechs haben darüber hinaus auch eigene Finanzprodukte im Angebot. So hat das Kölner Unternehmen nextmarkets zum Beispiel einen Spar-CFD aufgelegt, der sich an Anleger richtet, die ein eher konservatives Risikoprofil haben und auf der Suche nach einer Alternative zum Tagesgeldkonto sind.
Manuel Heyden, Geschäftsführer von nextmarkets, erklärt: „Die Negativzinsen der EZB führen aktuell weiterhin zu einer regelrechten Enteignung der Anleger im Euroraum, da die Inflationsrate unsere Ersparnisse dahinfließen lässt. Die US-Notenbank hat jedoch in letzter Zeit den Leitzins kontinuierlich angehoben. Und genau diese Zinsdifferenz nutzen wir mithilfe von Finanzmathematik aus und machen sie handelbar.“
Mit einer solchen Erweiterung des Produktportfolios werden daher nicht nur Anleger, die gerne spekulieren angesprochen, sondern auch jene, die sich für langfristig sichere Anlagemöglichkeiten interessieren. Auf diese Weise werben die Fintechs den Banken noch mehr Kunden ab.
Gerade der Zurückgang des Privatkundengeschäfts macht den Kreditinstituten zu schaffen. Während früher die große Stärke der Banken darin lag, dass sie ihren Kunden Berater an die Seite stellten, die ihnen bei der Zusammenstellung eines Portfolios geholfen haben, gerät nun auch diese Säule ins Wanken.
Durch das Internet war es nie einfacher, kostenlos an unabhängiges Wissen heranzukommen. Dadurch können sich Nutzer selbst informieren. Der Trend des „Social Trading“, wo Anleger Börseninformationen und Anlagestrategien miteinander teilen, verstärkt den Do-It-Yourself-Effekt noch weiter. Börsenanfänger erhalten von Experten wertvolle Tipps und können deren Portfolios und Strategien selbst nachbilden.
Manche Neobroker haben sich sogar ganz auf das „Social Trading“ spezialisiert und bieten ihren Kunden an, die Portfolios anderer erfolgreicher Nutzer zu kopieren. Ein Kundenberater ist dann nicht mehr nötig.